„Nach all den Jahren bin ich immer noch richtig“

Stationsleitung auf einer Covid-Isolierstation am Malteser Krankenhaus in Flensburg. Foto Mumm / Malteser
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie ist sie froh, als Krankenschwester anderen Menschen helfen zu können: Katja Setzepfand. Foto: Mumm/Malteser

Sie ist Stationsleitung der Geriatrie 2, jetzt  Isolierstation für COVID-19-Patienten, sowie der Geriatrischen Tagesklinik im Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital in Flensburg.

Die 43-Jährige stieg mit 17 Jahren in die Pflege-Ausbildung ein. In einem kleinen Kreiskrankenhaus in Sömmerda/Thüringen absolvierte sie ihre Ausbildung, mit dem Bild einer alten Gemeindeschwester vor Augen, die sie als Kind in der DDR erlebt hatte. An den Lippen der örtlichen Gemeindeschwester, einer Freundin der Familie, hing sie. Lauschte ihren Geschichten, wem im Dorf sie bei Geburt oder Krankheit helfen musste.

Als ihr Großvater schwer erkrankte nahm die jugendliche Katja Setzepfand wahr, wieviel menschliche Nähe und praktische Hilfe die Pflege bedeutet. Welche Erleichterung es für den Kranken bedeutet, Hilfe zu bekommen und nicht allein zu sein. Das hat sich bis heute nicht geändert, wenn auch neue Begriffe und Routinen neben der handwerklichen Pflege in ihr Berufsleben getreten sind. Worte wie „Patientensicherheit“ und „Qualitätsmanagement“ schwirren über die Station. Die Dokumentation dessen, welche Leistungen ein Patient erhalten und welche Medikamente er eingenommen hat, wie sein Zustand ist und seine Körperparameter, nimmt einiges an Zeit in Anspruch - und „führt weg vom Krankenbett hin zur Verwaltung“. Dennoch: Immer wieder spürt sie, „die große Dankbarkeit der Patienten und das ist sehr wertvoll“.

Für den Beruf, der ihre Berufung ist, hat sie auch in diesen Pandemie-Wochen vieles andere zurückgestellt. Ihrer Familie geht sie zuhause etwas mehr aus dem Weg, um das Risiko einer möglichen Ansteckung noch kleiner zu machen. Freunde trifft sie selbstverständlich nicht, nicht mal zum erlaubten Zweier-Spaziergang. Hygieneregeln aus dem Krankenhaus überträgt sie ins Private.

In Corona-Zeiten kommt mit allem Unheil, was das Virus mit sich bringt, vielleicht auch Gutes zum Vorschein, hofft Sr. Katja. „Dass wir mehr aufeinander achten, die zwischenmenschlichen Beziehungen wieder wichtiger werden. Denn in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist durch die Schnelllebigkeit viel Miteinander verloren gegangen“, meint sie. Vielleicht trägt die gesellschaftliche Pandemie-Erfahrung auch wieder zu mehr Wertschätzung für die Berufe in der Pflege bei. „Oh, Du bist Krankenschwester“ könne sich wieder etwas mehr bewundernd anhören.

Sie hofft auch, dass sich mehr junge Menschen ausbilden lassen. „Ich bin dankbar für jeden jungen Geist, der bei uns mitarbeiten möchte“, sagt Schwester Katja. Was die Auszubildenden und Freiwilligen mitbringen müssen: Herz und Begeisterung auf unbekannte Menschen zuzugehen, um ihnen in der Krankheit zu helfen, wieder bessere Zeiten zu erleben. „Dann bekommen sie auch die Dankbarkeit und Wertschätzung der Patienten.“ Und: „Gerade bei älteren Patienten kann man viel Lebensweisheit aufschnappen und so viel für sein eigenes Leben mitnehmen.“


Zurück zu allen Meldungen