"Die Insel": Mehr als eine Freizeiteinrichtung für Kids in Kaarst

„Die Insel“ in Kaarst (NRW) bietet Kindern und Jugendlichen nicht nur Spiel- und Spaßmöglichkeiten, sie ist auch Rückzugsraum und ein Ort, an dem die Kids sich ernst genommen fühlen. Hier lernen sie oft leichter als in der Schule, werden fit für den Job gemacht und bedanken sich mit Engagement und Motivation. 

Darum geht’s


Was ist „Die Insel“?

„Die Insel“ gibt es seit 20 Jahren. Sie ist eine Freizeiteinrichtung in Kaarst (NRW), die allen Kindern und Jugendlichen der Nachbarschaft von 13 bis 20 Uhr offensteht. Auf 150 Quadratmetern gibt es einen Billardtisch, Kicker, Kreativmaterial und viele Spielmöglichkeiten, mit denen sich die Jungen und Mädchen beschäftigen können. Zwei Mitarbeiterinnen sind für die Kinder ab sechs Jahren da und jederzeit ansprechbar. Dazu kommen 25 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die spezielle Kursangebote anbieten oder sich um einzelne Kinder kümmern.

An wen richtet sich das Angebot?

„Die Insel“ liegt in einem Stadtteil im Rhein-Kreis Neuss, der als sozialer Brennpunkt zu sehen ist. 95 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die in die Einrichtung kommen, haben einen Migrationshintergrund. Die meisten von ihnen leben in den Hochhäusern in der Umgebung und haben zu Hause meist nur kleinere Zimmer zur Verfügung. 

Was für Angebote gibt es?

Viele der Kinder und Jugendlichen nutzen vorrangig  das Angebot, dass sich jemand Zeit für sie nimmt und ihnen zuhört: „Sie erzählen von ihren Problemen, ihren Sorgen oder einfach nur, wie ihr Tag in der Schule war“, sagt Katja Blume, Leiterin der Einrichtung. Neben der Möglichkeit, ihre Freizeit in der Insel nach eigenen Interessen mit ihren Freunden zu gestalten, gibt es eine Reihe von Angeboten, die sehr breit gefächert sind. Es wird von ehrenamtlichen Trainern zum Beispiel ein Hip-Hop-Kurs oder das sogenannte „Gentlemen“-Boxen angeboten.
„Unsere Angebote haben sich mit der Zeit dem Umfeld angepasst“, erklärt die Diplom-Pädagogin. So entstanden auch die Kurse „Deutsch für Mütter“, die sich seit nun schon acht Jahren an die Mütter der Kids richten. Katja erklärt: „Gerade die Frauen sind oft isoliert alleine zu Hause. Sie kümmern sich hauptsächlich um die Kinder, sie kochen, sie putzen. Aber dabei lernen sie kein ausreichendes Deutsch. Mit unserem Angebot helfen wir ihnen – und damit letztendlich auch wieder den Kindern, denen es zugutekommt, wenn ihre Mütter sich besser verständigen und ihnen auch bei den Alltagsdingen helfen können. Dieses Angebot schließt auf eine gewisse Art an unser Projekt ‘Insel-Lerner’ an.“ 

Was sind die „Insel-Lerner“?

„Die ‘Insel-Lerner’ sind eine Erfolgsgeschichte“, erzählt Katja. Es ist ein Nachhilfeprogramm, das schon vielen Jungen und Mädchen zwischen 6 und 22 Jahren geholfen hat. In einer 1:1-Situation werden die Schülerinnen und Schüler hier von einem freiwilligen Helfer oder  einer Helferin betreut, der oder  die die Kinder und Jugendlichen  bei den Schularbeiten, aber später auch im Rahmen des „Fit-for-Job-Programms“, bei der Berufsfindung und beim Schreiben von Bewerbungen unterstützt. Das Projekt „Insel-Lerner“ startete vor zwölf Jahren. Aktuell werden 30 Kinder von 15 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern betreut. Einige von ihnen sind pensionierte Lehrerinnen und Lehrer.

Was können die „Insel-Lerner“ bewirken?

Einer der ersten Schützlinge des Programms, ein junger Tamile, ist heute 24 Jahre alt. Er schaffte es von der Förderschule bis zur Fachhochschule, machte sein Fachabitur und arbeitet inzwischen als Verwaltungsfachangestellter. Er sagt: „Ohne diese Hilfe wäre ich nie so weit gekommen.“ Wie bei den meisten Kindern der Insel waren die Möglichkeiten seiner Eltern, ihn in schulischen Belangen zu unterstützen, eingeschränkt. Katja sagt: „Der Bedarf ist riesig. Wir haben schon extra Räume angemietet, um allen Kindern gerecht zu werden. Auf dieses Projekt sind wir sehr stolz. Denn es zeigt, was es für einen Effekt hat und was die Kinder erreichen können, wenn sie Unterstützung erfahren.“ 

Was ist die Kult(o)ur?  

„Viele unserer Jugendlichehaben haben einen eingeschränkten Bewegungsradius und kennen sich in unserer Kultur noch nicht besonders gut aus. Für sie haben wir das Projekt „Kult(o)ur“ ins Leben gerufen. Die Kinder können auf den Fahrten Dinge auch außerhalb des Kulturkreises ihrer Eltern erleben und aus positiven Erlebnissen Kraft und Zuversicht schöpfen.“ Die Kinder bringen dabei selbst Ideen und Wünschen ein, anhand derer dann Exkursionen zu bestimmten Schwerpunktthemen veranstaltet werden. So stehen unter anderem Museen, Bildungseinrichtungen und Beratungsstellen auf dem Besuchsprogramm. Die Jugendlichen kümmern sich zudem um die selbst gebauten Hochbeete oder informieren sich über gesunde Ernährung sowie Umwelt-Themen. Katja hat dabei beobachtet, dass die Jugendlichen ohne Notendruck oftmals viel offener seien und mehr lernen können.

Was ist der größte Erfolg der Insel? 

Während des Beginns der Corona-Krise, als „Die Insel“ für Besucher geschlossen war, stellten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kindern und Jugendlichen Spiele raus, die sie zu Hause nutzen konnten. „Jeden Tag etwas anderes, mal war es ein Rätsel, mal ein Mandala-Bild, mal eine Postkarte, die sie verschicken konnten“. Das Angebot nahmen die Kinder gerne an. 

Überhaupt sei die Bindung an die Einrichtung häufig sehr stark, einige Kinder und Jugendliche seien der Insel oft auch später noch treu und engagieren sich dort auch selbst, so Katja. Aber vor allem freut sie sich über die Akzeptanz, die sie mit der Insel inzwischen auch in der Nachbarschaft gefunden habt: „Wir sprechen nicht nur über Integration, wir leben sie auch“, sagt sie. Während es anfangs in der Nachbarschaft noch Vorbehalte gegeben hätte, würden diese auch durch die gemeinsamen Feste immer weiter abgebaut: „Wir bringen die Menschen unterschiedliche Nationalitäten, aber auch unterschiedliche Generationen, zusammen. Manch einer, der früher Vorbehalte hatte, ist heute einer der größten Fürsprecher, spendet etwa Obst oder engagiert sich als Lehrerin oder Lehrer“, erzählt sie. „Wir sind davon überzeugt, dass wir zusammenkommen müssen – das macht eine Gesellschaft aus. Und daran arbeiten wir schon sehr lange. Jetzt zu sehen, dass es funktioniert und dass hier etwas wächst, ist toll und bedeutet uns allen sehr viel.“

Wie kannst du das Projekt unterstützen?

Jeder, der Zeit hat und vor Ort ist, kann das Projekt gerne unterstützen – besonders gefragt sind immer diejenigen, die ein Hobby haben, das sie vermitteln können. Da auch sehr viele Mädchen in die Einrichtung kommen, sind Angebote jeder Art – auch speziell für Mädchen – willkommen. Katja sagt: „Wir haben immer Bedarf an ehrenamtlichen Nachhilfe-Lehrerinnen und -Lehrern. Es sind aber auch jederzeit Menschen willkommen, die einfach nur mit den Kindern spielen, ihnen zuhören und für sie da sind.“ Aber neben alledem ist auch klar: „Etwa 30-40 Kinder sind jeden Tag in der Insel – da ist Trubel und Action vorprogrammiert.“ Wer nicht vor Ort lebt, kann die Arbeit der Insel aber auch mit einer Spende unterstützen – hier geht es zum Formular.

Möchtest du die Malteser ganz allgemein bei ihrer Arbeit unterstützen, kannst du beispielsweise an die Nothilfe in Deutschland spenden.


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