Warum junge Menschen andere Pflege und Betreuung brauchen

In Deutschland sind rund 2,9 Millionen Menschen pflegebedürftig. Wer an pflegebedürftige Menschen denkt, hat oft Bilder von Senioren im Kopf, die durch eine Demenzerkrankung allmählich ihr Gedächtnis verlieren. Tatsächlich sind die meisten Pflegebedürftigen in Deutschland ältere Menschen: 71 Prozent von ihnen sind 75 Jahre und älter. Aber es gibt auch viele jüngere Menschen, die auf Pflege und Hilfe angewiesen sind.

Rund 490.000 Pflegebedürftige sind unter 65 Jahre alt. Das sind 16,9 % Prozent aller Pflegefälle in Deutschland. Wären sie gesund, würden sie ganz normal an der Gesellschaft teilnehmen und zur Schule gehen, eine Ausbildung machen, studieren oder arbeiten gehen (der Altersdurchschnitt bei uns liegt bei über 50!). Stattdessen sind sie auf Pflege angewiesen. Im besten Fall erhalten sie eine Pflege, die sich speziell an ihre Bedürfnisse richtet.


Darum geht's:


Was zeichnet junge Pflege aus?

Junge Pflege richtet sich an Menschen, die unter gesunden Umständen mitten im Leben stehen würden. Durch eine Krankheit oder einen Unfall ist dieses normale Leben für viele Menschen nicht möglich: Mehr als 300.000 Pflegebedürftige sind zwischen 15 und 60 Jahre alt. Die Pfleger, Betreuer und Therapeuten in der jungen Pflege haben das Ziel, so viel Normalität wie möglich in ihren Alltag zu bringen.

Knapp 90 Prozent der 15- bis 60-jährigen Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Die Eltern oder der Partner kümmert sich, manchmal unterstützen ambulante Pflegedienste. Doch nicht immer ist die Pflege zu Hause möglich, beispielsweise bei Alleinstehenden oder Pflegebedürftigen, deren Angehörige zu alt für die Pflege sind.

In vielen Fällen werden junge Pflegebedürftige dann in Altenpflegeheimen oder Behinderteneinrichtungen untergebracht. Doch wer möchte als junger Mensch schon ins Altenheim? Die junge Pflege stellt besondere Anforderungen, passende Angebote und Einrichtungen fehlen häufig.

Ursachen für Pflegebedürftigkeit bei jungen Menschen:

Ältere Menschen werden in der Regel durch altersbedingte Krankheiten wie Demenz pflegebedürftig. Bei Jüngeren ist oftmals ein Unfall oder eine chronisch fortschreitende Erkrankung Ursache für die Pflegebedürftigkeit. Wie der Pflegereport 2017 der Barmer zeigt, haben

  • 35 Prozent der jungen Pflegebedürftigen Lähmungen,
  • bei 32 Prozent zeigen sich Intelligenzminderungen,
  • 24 Prozent von ihnen haben Epilepsie,
  • 22 Prozent leiden unter Entwicklungsstörungen und
  • zehn Prozent haben das Down-Syndrom.

Übrigens: Im Sozialgesetzbuch, Paragraph 14 des Elften Buches (§ 14 SGB XI), ist der Begriff der Pflegebedürftigkeit genau erläutert.

Spezielle Pflegeheime für Jüngere

Während in der Altenpflege die Bewohner eines Altenheims ihren letzten Lebensabschnitt dort verbringen, werden junge Pflegebedürftige häufig über Jahrzehnte begleitet.

Statt in Heimen, leben sie idealerweise in gemütlich eingerichteten Wohngemeinschaften. In Wohngruppen können sie ein weitgehend eigenständiges Leben führen, ihren eigenen Haushalt schmeißen und sich zu Hause fühlen. Die kleinen Gruppen von etwa zehn Bewohnern schaffen Vertrauen und Geborgenheit. Meistens begleiten Betreuer den Alltag rund um die Uhr, Physio- und Ergotherapeuten sowie Ärzte kommen nach Bedarf. Die Betreuer sind speziell für die junge Pflege geschult.

Heimplätze für junge Pflege finden

Wer auf der Suche nach einem Heimplatz für ein zu pflegendes Kind oder einen jungen pflegebedürftigen Erwachsenen ist, findet zum Beispiel hinter dem folgenden Link Einrichtungen der Malteser, die solche Plätze anbieten.

Junge Pflege mit altersgerechter Tagesgestaltung

Pflegeeinrichtungen für junge Menschen stellen deren Bedürfnisse und Interessen in den Vordergrund. Die gemeinsamen Aktivitäten steigern das Wohlbefinden und das Selbstbewusstsein. Junge Menschen erhalten nicht nur Pflege, sondern auch Unterstützung, ihren Tag aktiv zu gestalten und soziale Kontakte zu pflegen. Die Freizeitangebote in der jungen Pflege umfassen beispielsweise folgende Aktivitäten:

  • Musik hören oder selbst machen
  • Handwerkliche Arbeiten
  • Ausflüge in die Stadt
  • Gemeinsames Einkaufen
  • Kulturelle Angebote wie Kino, Theater, Festivals nutzen
  • Fußball gucken, im Fernsehen oder live im Stadion
  • Kochen und backen

Im besten Fall verbessert sich durch die junge Pflege der Gesundheitszustand der Betroffenen und sie erlangen Selbstständigkeit zurück.

Dein Engagement

Das Malteserstift St. Katharina in Dormagen hat als erste Malteser Wohn- und Pflegeeinrichtung einen Schwerpunktpflegebereich für junge Pflegebedürftige. Ein interdisziplinäres Team aus speziell geschulten Pflegekräften und Therapeuten kümmert sich um rund 17 Bewohner, die zum Beispiel unter neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schlaganfall, Querschnittslähmung oder Amytrophe Lateralsklerose (ALS) leiden. Wenn du Lust hast, dich im Malteserstift St. Katharina ehrenamtlich zu engagieren, findest du hier weitere Informationen.

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