Fakten statt Stimmungslage

Malteser Migrationsbericht 2023

Der Malteser Migrationsbericht beleuchtet das Migrationsgeschehen in Deutschland. Wie hat sich die Zuwanderung in den letzten zwei Jahren entwickelt und welche Rolle spielt der Angriffskrieg auf die Ukraine dabei? Wie wirkt sich Migration auf die Entwicklungen am deutschen Arbeitsmarkt aus? Wie steht es um die gesellschaftliche Teilhabe Geflüchteter?  

Mit seiner faktenbasierten Aufbereitung möchte der Bericht Impulsgeber für eine sachliche öffentliche Diskussion sein:

Migrationsentwicklungen - ein aktueller Überblick

Schlaglichter:

  • Mehr als 108 Millionen Menschen waren im Jahr 2022 weltweit auf der Flucht. Das entspricht einem Anstieg von 21 Prozent im Vorjahresvergleich und mehr als einem Prozent der Weltbevölkerung.
  • Im Jahr 2022 wanderten etwa 2,67 Millionen Menschen nach Deutschland ein. Der Wanderungssaldo von 1,46 Millionen Personen war seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950 noch nie so hoch.
  • Die Anzahl an Schutzsuchenden nahm im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich um 59 Prozent zu, sodass sich Ende des Jahres 2022 knapp 3,1 Millionen Schutzsuchende in Deutschland befanden. Davon stammen 1,1 Millionen Schutzsuchende aus der Ukraine.

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Zu- und Fortzüge über die Grenzen Deutschlands in den Monaten Januar 2020 bis März 2023

Nachdem die Nettozuwanderung in den letzten Jahren rückläufig war, sind die Zuwanderungszahlen infolge des Ukraine-Kriegs im März 2022 sprunghaft angestiegen.

Arbeitsmarkt - der Einfluss von Migration

Schlaglichter:

  • Der gesamte Beschäftigungsaufbau auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Jahr 2022 kann auf die ausländische Bevölkerung zurückgeführt werden. 407.000 Personen dieser Gruppe fanden im Jahr 2022 eine Beschäftigung.
  • Trotz der hohen Nettomigration nach Deutschland und insbesondere der Zunahme der Anzahl an Schutzsuchenden sind die Beschäftigungsquoten unter allen Ausländerinnen und Ausländern sowie in den meisten Untergruppen konstant geblieben oder verzeichnen ein leichtes Wachstum. Unter Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit dagegen sinkt die Beschäftigungsquote zum Ende des Jahres 2022 im Vorjahresvergleich.
  • Unter ukrainischen Staatsangehörigen lag die Beschäftigungsquote im April 2023 bei 18 Prozent. Im Vergleich zu anderen Schutzsuchenden sind sie überdurchschnittlich gut ausgebildet und fast so häufig in Expertentätigkeiten beschäftigt wie deutsche Staatsangehörige. 

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Beschäftigungsquoten der Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren

Mittelfristig ist die Integration von Zugewanderten in den deutschen Arbeitsmarkt eine Erfolgsgeschichte: Wenngleich es deutliche Unterschiede zwischen unterschiedlichen Zuwanderungsgruppen gibt, zeigt der Beschäftigungsanteil in allen Gruppen über die vergangenen Jahre ein konstantes Wachstum.

Kriminalität – Straftaten und Menschenhandel

Schlaglichter:

  • Zwischen 2016 und 2021 war die beobachtete Kriminalität in Deutschland stets rückläufig. Im Jahr 2021 handelte es sich bei sieben Prozent aller registrierten Tatverdächtigen um Schutzsuchende.
  • Die Anzahl der tatverdächtigen Schutzsuchenden ist von Januar bis September 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent gestiegen.  Dies geht einher mit dem Ende der coronabedingten Einschränkungen und der Rückkehr zum öffentlichen Leben (was sich auch in der allgemeinen Zunahme der Straftaten um 4 Prozent zeigt) sowie einem Anstieg in der Zuwanderung.
  • Im Jahr 2021 waren fünf Prozent aller registrierten Opfer von Kriminalität Schutzsuchende. Gegen sie wurden knapp 51.200 Straftaten registriert. 
     

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Entwicklung der Fallzahlen fremdenfeindlicher Straftaten im Bereich der politisch rechts motivierten Hasskriminalität

Ein besonderer Fall unter den Straftaten gegen Zugewanderte ist die rechts motivierte Hasskriminalität, die zunimmt. Von den insgesamt 8.400 Fällen 2022 waren 11 Prozent gewaltsam. 

Gesellschaftliche Teilhabe - Integration von Geflüchteten

Schlaglichter:

  • Trotz der großen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich das Integrationsklima im Vergleich zu den Vorjahren verbessert. Das Gefühl der Benachteiligung ist bei Personen mit Migrationshintergrund allerdings nach wie vor stark ausgeprägt.
  • Die Sprachkenntnisse von Schutzsuchenden verbessern sich kontinuierlich. Im Vergleich zu den Vorjahren fiel der Anstieg im Corona-Jahr 2020 jedoch geringer aus. Im Jahr 2022 schätzen 83 Prozent der Schutzsuchenden aus der Ukraine ihre Deutschkenntnisse als „niedrig“ ein.
  • Zwischen den Jahren 2016 und 2018 nahm die Bildungsbeteiligung von Schutzsuchenden zu, seit dem Jahr 2018 ist ein leicht negativer Trend zu beobachten. Im Jahr 2020 ist die Bildungsbeteiligung schutzsuchender Frauen deutlich geringer als die schutzsuchender Männer. 

 

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Benachteiligungserfahrungen von Schutzsuchenden (Vergleich 2020 und 2019)

Immer mehr Schutzsuchende machen die Erfahrung, benachteiligt zu werden.